Balladen

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Der traurige Zwerg

Diese Geschichte kommt einem Märchen gleich
man erzählt sie sich noch heute im Zwergenreich
hoch im Norden, geschützt unter einem Berg
da lebte unter anderen auch ein trauriger Zwerg 

An ihm nagten Depressionen voller Pein
er hatte oft das Gefühl, völlig nutzlos zu sein
und auch, wenn alle Zwerge tanzten im Mondschein
fühlte er sich ausgeschlossen und sehr allein 

Des Nachts fragte er die Sterne nach dem „Warum“
„bestimmt bin nur ich allein so dumm“
weshalb habe ich weder Freunde noch Erfolg, noch Geld
wieso bin ich überhaupt hier auf der Welt? 

Ein Held war er nur in seiner Phantasie
doch außer in seinen Träumen imponierte er anderen nie
zu dem Ganzen kam dann auch noch tiefer Liebeskummer
dieser brachte ihn gänzlich um jeden Schlummer 

Eine Offenbarung verhinderte in seinem Hals ein Kloß
es fehlte ihm sowieso der Mut – es wäre eh‘ hoffnungslos
außerdem wollte er sich nicht vor ihr zum Gespött machen
seine Angebetete sollte nicht noch über ihn lachen 

Auch ihr Wesen war geprägt von Schüchternheit
obwohl sie sich mochten, blieben sie deshalb unvereint
so blieb der Zwerg einsam und voller Sorgen
symbolträchtig trugen selbst die Sträucher in seinem Garten nur Dornen 

Er wünschte sich eine Bedrohung des Zwergenstammes durch einen Troll
wenn er dann alle heldenhaft retten könnte – das wäre toll
hierfür wäre er sogar bereit zu sterben
sein Leben bestand für ihn eh‘ nur aus Scherben 

Leider wurde die von ihm geliebte Zwergin sehr krank
jetzt war er der Verzweiflung nahe – alle Nerven lagen blank
doch es kam für unseren Zwerg noch schlimmer
er musste von seiner Liebe Abschied nehmen für immer 

Nach ihrem Tod wurde ihm klar – beim Anblick von ziehenden Wolken
er konnte nicht anders – er musste ihr folgen
anstatt voller Ruhm sein Leben für alle anderen zu beenden
starb er in Gedanken an sie in den eigenen vier Wänden 

Nun meint man, dieses Märchen hätte kein happy end
dies ist nur so, weil man den wahren Schluss davon nicht kennt
man muss jedoch noch mehr wissen, um diesen zu verstehen
einerseits kann ein toter Zwerg auf alles Lebendige herunter sehen 

Somit hatte sie die Chance, seine Zuneigung zu ihr zu erleben
andererseits soll es hinter den dunklen Todespforten Seelentreffen geben
nun hatten die beiden die Möglichkeit, zueinander zu finden
und sich für immer aneinander zu binden 

Ab jetzt trugen die Sträucher unzählige ewig junge Triebe
als sichtbares Zeichen für eine anhaltende glühende Liebe
das Schicksal drehte sich für den Zwerg hin zum Glück
alle Zwerge wissen bis heute: das Pech kam für ihn nie mehr zurück.